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13.07.2012

Stammtisch Gasthaus Boden


Themen:
- Vorbereitungen für den Besuch der Arche-Alm am Trattberg
- Monopolisierung in den Bereichen Tierzucht und Fleischproduktion


Besuch der Arche-Alm am Trattberg
Am Samstag den 11. August besuchen die Klimawerkler die einzige „Arche-Alm“ in Österreich, die Auerhütte beim Seewaldsee am Trattberg. Auf der „Arche-Alm“ am Seewaldsee werden ausschließlich seltene Nutztierrassen gehalten: schwarze Pinzgauer Rinder, Jochberger Hummeln, Pustertaler Sprinzen, Blobe Ziegen, Appenzeller Spitzhaubenhühner und Mangaliza-Schweine. Besitzer der Alm ist Thomas Strubreiter– einer von 5 Arche-Bauern im Salzburger Land und seine Frau ist eine geborene Inzellerin.

Mit einem Film informierten sich beim letzten Stammtisch die Klimawerkler über die Arche-Höfe. Ein Arche-Hof ist eine Zucht- und Präsentationsstätte alter und in ihrem Bestand gefährdeter Nutztierrassen. Diese landwirtschaftlichen Betriebe werden im Haupt- oder Nebenerwerb geführt. Es geht darum zu beweisen, dass sich artgemäße Tierhaltung und wirtschaftlicher Nutzen vereinbaren lassen. Auch in Deutschland gibt es etwa 100 Arche Höfe mit gleichen Zielen.

Lebensmittel – Mittel zum Leben
Elisabeth Koch berichtete beim Stammtisch themenbezogen von der Monopolisierung in den Bereichen Tierzucht und Fleischproduktion. Sie zitierte dazu einen von Greenpeace in Auftrag gegebenen Report („Das Tierzucht-Monopoly“) von 2007. Hier wurde bereits vor 5 Jahren die Entwicklung in diesen Bereichen aufgezeigt:
Konzerne sichern sich strategisch eine Monopolstellung in der Zucht von Hochleistungsrassen. Dies führe zu einem dramatischen Verlust der Artenvielfalt landwirtschaftlicher Nutztierrassen: nur vier Konzerne beliefern lt. Bericht die Welt mit Zucht“material“ für Legehennen, Mastküken, Truthähne und anderem Geflügel. Ein deutscher Betrieb (PHW – Erich Westjohann GmbH und Co.KG) liefert weltweit die Großelterntiere für rd. 70 % aller Legehennen, die weiße Eier legen. Im Brauneier-Bereich kommen 80 % aller Legehennen-Großelterntiere von einer holländischen Firma (Hendrix Genetics).
Ähnlich sehe es bei den großen Schweine- und Rinderzucht-Konzernen aus, so Koch.
Immer wieder taucht im Bericht auch der US-Agrar-Multi „Monsanto“ auf, der sich als Quereinsteiger aus der Saatzucht-Genetik aggressiv in die Schweinezucht-Branche einkauft – und Kooperationsverträge mit Rinderzuchtkonzernen eingeht.
Hintergrund sei sicher die „Entschlüsselung“ der Genome von Huhn, Rind und Hausschwein – und der Wettlauf um den größten Marktanteil - und Gewinn.

Eine Strategie sei seit einigen Jahrzehnten die Züchtung von leistungsstarken Hybriden, deren Nachkommen dann aber nicht mehr die gewünschten Merkmale aufweisen. So werde sichergestellt, dass Mastbetriebe jede Tier-Generation neu vom Züchter kaufen müssen. (Ähnliche Entwicklungen hat natürlich auch unsere Saatgutproduktion durchlaufen – und so gewisse Abhängigkeiten geschaffen.)

Folgen: Artenverlust und Gesundheitsrisiken
50 % der Weltproduktion an Eiern und 67 % des Geflügelfleisches kommen lt. „Tierzucht-Monopoly“ aus industrieller Produktion, die nur auf eine handvoll Rassen zurückgreift.
Nur fünf Rassen lieferten im Jahr 2007 42 % der weltweiten Schweineproduktion, in Deutschland stellten sogar nur vier Rassen 99 % der Schweine.
Europaweit seien lt. UN-Welternährungsorganisation FAO 66 % der Muttertiere für Mast-schweine Hybriden aus nur zwei Rassen!
Lt. FAO verliert die Welt jeden Monat eine Nutztierrasse von nur noch ca. 8000 Rassen.
So führt lt. Greenpeace-Bericht die geringe Genetische Streuung vermehrt zu gesundheitlichen Problemen: Bei Holstein-Kühen entwickeln sich beispielsweise Fruchtbarkeit, die Rate der Geburten ohne Komplikationen, die Kälbersterblichkeit und die Robustheit der Tiere negativ.

In der Diskussion ging es dann über die Konsequenzen dieser Konzentration für unsere Ernährung. Sicher kann man mit der Art wie man auf den Archehöfen Lebensmittel erzeugt keine Millionenstädte versorgen. Die Vorstellung aber, dass die Ernährung der Menschheit von wenigen großen Genetik-Konzernen und industriellen Verarbeitungskonzernen abhängig ist, deren einziges Ziel es ist, Profit zu machen, lässt einen schaudern. Ziel könnte sein, gesunde Lebensmittel möglichst regional mit nachhaltiger Landwirtschaft zu erzeugen. Der Weg dahin führt nur über die Macht der Verbraucher. Einen Verbraucher, der sein Wissen über gesunde Ernährung nicht aus der Werbung bezieht und auch bereit ist den Preis für qualitativ hochwertige Nahrungsmittel zu bezahlen. Es gibt Initiativen die diesen Weg bereits gehen, wenn auch aus unterschiedlichen Ansätzen, wie Chiemgauer, Zivilcourage, Direktvermarkter Traunstein, Alpenkulinarik, Ökomodell Achental, Slow-Food um nur einige zu nennen.

Bericht von Hans Huber